Recycling von Solarmodulen – Was passiert nach 25 Jahren?

Photovoltaikanlagen gelten als Schlüsseltechnologie der Energiewende. Doch was passiert eigentlich, wenn die Lebensdauer eines Solarmoduls erreicht ist? Nach rund 25 bis 30 Jahren sinkt der Wirkungsgrad spürbar, technische Defekte können auftreten oder es steht eine Modernisierung an. Dann stellt sich die Frage: Wie entsorgt man Solarmodule richtig – und wie nachhaltig ist das Ganze wirklich? In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf das Recycling von PV-Modulen, die bestehenden Kreisläufe in der Solarindustrie und was Hersteller, Politik und Anlagenbetreiber zur Ressourcenschonung beitragen können.
Was ist in einem Solarmodul drin?
Solarmodule bestehen im Wesentlichen aus Glas, Aluminium, Silizium, Kunststofffolien und in kleineren Mengen auch aus Metallen wie Silber, Kupfer oder Zinn. Der größte Teil des Moduls – rund 75 % – ist Glas, gefolgt vom Aluminiumrahmen. Diese Materialien lassen sich gut recyceln. Schwieriger wird es bei den dünnen Funktionsschichten, Verkapselungen oder dem Rückseitenmaterial. Dennoch sind heute über 90 % der Bestandteile eines Standardmoduls technisch recycelbar.
Warum Recycling immer wichtiger wird
Mit dem massiven Ausbau von Photovoltaikanlagen in den letzten zwei Jahrzehnten wächst auch die Menge alter Module, die in den kommenden Jahren das Ende ihrer Lebensdauer erreichen. Allein in Deutschland wird laut Prognosen bis 2030 mit mehr als 400.000 Tonnen Altmodulen gerechnet – und diese Zahl wird in den folgenden Jahrzehnten noch steigen. Ein effizientes, wirtschaftliches und ökologisches Recycling wird also zum Muss.
Recyclingverfahren im Überblick
Es gibt verschiedene Verfahren, um Solarmodule zu recyceln – abhängig vom Modultyp (z. B. kristallin oder Dünnschicht):
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Mechanisches Recycling: Hierbei werden Module zerkleinert, Glas und Metalle getrennt und anschließend weiterverwertet. Dieses Verfahren ist bei kristallinen Modulen weit verbreitet.
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Thermisches Recycling: Besonders bei Modulen mit organischen Kunststoffen wird durch Hitze die Verkapselung entfernt, damit man an die wertvollen Materialien kommt.
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Chemisches Recycling: Durch chemische Prozesse lassen sich Metalle wie Silber oder Indium aus den Schichten herauslösen – dieses Verfahren ist teurer, ermöglicht aber eine höhere Rückgewinnungsrate.
In Europa gelten hohe Standards für das Modulrecycling. Hersteller sind laut ElektroG (Elektro- und Elektronikgerätegesetz) verpflichtet, Altmodule kostenlos zurückzunehmen und fachgerecht zu verwerten. Die EU schreibt eine Rückgewinnungsquote von mindestens 80 % für PV-Module vor – moderne Verfahren erreichen teils über 95 %.
Was bedeutet das für Anlagenbetreiber?
Wenn eine Photovoltaikanlage zurückgebaut wird, ist der Betreiber für die fachgerechte Entsorgung verantwortlich. Das heißt konkret:
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Demontage durch ein Fachunternehmen, idealerweise durch denselben Installateur.
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Rückgabe an zertifizierte Sammelstellen, z. B. über die Stiftung EAR oder spezialisierte Entsorgungsfirmen.
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Kostenübernahme durch den Hersteller, sofern dieser registriert ist – andernfalls kann eine kostenpflichtige Entsorgung nötig sein.
Wichtig ist, Altmodule nicht einfach zu deponieren oder in den Bauschutt zu geben – das wäre nicht nur umweltschädlich, sondern auch gesetzeswidrig.
Gibt es schon einen geschlossenen Solarkreislauf?
Noch steht die Solarbranche am Anfang, was echte Kreislaufwirtschaft angeht. Zwar gibt es Recyclingverfahren und Rücknahmesysteme, doch viele Prozesse sind (noch) nicht wirtschaftlich, da die Mengen an Altmodulen bislang überschaubar sind. Mit dem steigenden Rückbauvolumen wird sich das aber ändern. Einige Hersteller wie First Solar oder SolarWorld (vor ihrer Insolvenz) haben eigene Rücknahmesysteme aufgebaut, andere kooperieren mit Entsorgungsunternehmen.
Inzwischen wird auch an sogenannten „Closed Loop“-Lösungen geforscht – also daran, aus alten Modulen neue zu machen. Die Idee: wertvolle Rohstoffe wie Silizium oder Silber werden nicht nur zurückgewonnen, sondern so aufbereitet, dass sie direkt in der Produktion neuer Module eingesetzt werden können. Das senkt nicht nur den Ressourcenverbrauch, sondern auch die CO₂-Bilanz der Produktion.